Am Samstag, den 12.11.2016, gingen wir Alevitinnen und Aleviten in Deutschland und den Nachbarstaaten in Köln für Frieden, Freiheit und Demokratie auf die Straßen. 50.000 Menschen erhoben gemeinsam ihre Stimme. Die in der Türkei in Entstehung befindliche Diktatur hatte bisher keine politischen Konsequenzen – weder in Deutschland noch in Europa. Wir solidarisieren uns mit den von der Erdoğan-Willkür Betroffenen und fordern auf diesem Wege die Bundesregierung und die Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Union, nicht zuletzt aufgrund der dunklen historischen Parallelität, dazu auf, die türkische Regierung endlich zur Abkehr von ihrer antidemokratischen und menschenverachtenden Politik zu drängen. Dass die Türkei zu den Grundwerten der Europäischen Union im eklatanten Widerspruch steht und Staatspräsident Erdoğan fundamentale rechtsstaatliche Prinzipien missachtet, zeigen die jüngsten Entwicklungen in einer nicht zu übersehenden Deutlichkeit.

Der Vorsitzende der Alevitischen Union Europa, Hüseyin Mat, betonte, dass die Großkundgebung dank der im Grundgesetz fest verankerten Versammlungsfreiheit stattfinden könne und schloss Rückschlüsse auf die Türkei:
„Entweder wird die Türkei dem Trend Erdoğans folgend zu einem diktatorischen auf dem Fundament der türkisch-islamischen Synthese basierenden, rassistischen Staat umgebaut werden oder eine bunte, vielfältige, freiheitliche Demokratie werden. Unsere Solidarität gilt all den wunderbaren, mutigen Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und sich trotz der Widrigkeiten engagieren.“

Prof. Dr. Frank Überall, der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten Verbands, forderte in seiner Rede internationale Solidarität:
„Die Pressefreiheit in der Türkei hat Urlaub. Wobei eigentlich Präsident Erdoğan derjenige ist, der sich Urlaub von der Pressefreiheit nimmt. Es sind die erholsamsten Wochen seines Politikerlebens: Er nimmt sich frei von lästigen Fragen der Reporter, er nimmt sich frei von kritischen Berichten über seine Politik, er nimmt sich frei von kritischer Meinungsäußerung. Journalisten werden mundtot gemacht. Viele der Kolleginnen und Kollegen, die ich vor einigen Monaten noch in der Türkei besucht habe, sind heute mundtot. Schlimmer noch: Sie sind arbeitslos oder sie sitzen im Gefängnis. Weil sich Präsident Erdoğan Urlaub von ihnen nimmt. Urlaub von der Pressefreiheit. Das darf nicht sein. Wir müssen international solidarisch zusammen stehen gegen diese Aushebelung von Grundrechten! Wir fordern: Erdoğan, hol‘ die Pressefreiheit aus dem Urlaub zurück!“

Auch Sevim Dağdelen, MdB der Linkspartei, fand klare Worte auf der Großkundgebung:
„Wenn die Bundesregierung meint Erdoğans Diktatur weiter mit tiefer Besorgnis  begegnen zu können, wird sie Erdoğan lediglich ermutigen, noch brutaler gegen Demokraten in der Türkei vorzugehen. Es ist jetzt die Zeit zum Handeln. Die Zeit zu reden ist vorbei. Wer weiter darauf setzt, mit einer Diktatur EU-Beitrittsverhandlungen führen zu müssen, spielt Erdoğan in die Hände. Die EU-Vorbeitrittshilfen sowie Beitrittsgespräche sind sofort zu stoppen. Die Waffenlieferungen müssen unverzüglich eingestellt und die Bundeswehr aus der Türkei abgezogen werden. Kein Cent, keine Waffe und keine Soldaten für Erdoğan.“

Unsere Pressemappe zur Großkundgebung: 2016_11_12_pressemappe

Für Fragen und weitere Auskünfte:
Melek Yıldız
Stellv. Generalsekretärin
E-Mail: melek.yildiz@alevi.com