Ab März 2020 haben wir gemeinsam mit Frau Professorin Rock und Frau Pöhland von der HTW Saar die Studie zur Ermittlung der Potentiale und Bedarfe in der Wohlfahrtspflege und Sozialen Arbeit in alevitischen Gemeinden in Deutschland durchgeführt. Bis zum Jahresende wurden mit fünf unserer Gemeinden, ihren Netzwerkpartner:innen und ausgewählten aktiven Mitgliedern der Gemeinden Interviews und Gespräche geführt. Daraus hat sich im Auftrag der AABF und der Förderung durch das BMFSFJ ein ca. 100-Seitiger Ergebnisbericht ergeben, den wir unseren Vereinen und Partner:innen hiermit auch nochmal digital zur Verfügung stellen wollen.

Die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. (AABF) ist die Dachorganisation der in Deutschland lebenden Alevitinnen und Aleviten und vertritt rund 160 Ortsvereine und damit etwa 700.000 in Deutschland lebende Anhänger des alevitischen Glaubens. Sie ist anerkannte Religionsgemeinschaft nach Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes und vertritt die Interessen der Alevitinnen und Aleviten als Mitglied der Deutschen Islamkonferenz sowie während der Integrationsgipfel der Bundesregierung. Als Dachverband setzt sich die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. insbesondere für die Wahrung des alevitischen Glaubens, die Etablierung der alevitischen Lehre und Forschung an deutschen Universitäten sowie die flächendeckende Einführung des alevitischen Religionsunterrichts an Schulen ein. Die AABF unterstützt die Arbeit der 160 Ortsvereine auf vielfältige Weise. Sie engagiert sich als Projektträger in den Themenfeldern Demokratie und Toleranz, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und in der Seelsorge. Die Arbeit der AABF erstreckt sich nicht nur auf deutsche Gemeinden, sondern in Kooperation mit dem Bund der alevitischen Jugend (BDAJ e.V.) und der Alevitischen Jugend Europas auch europaweit. So ist sie Projektträger im Bundesprogramm „Demokratie leben“ (Projekt AKTIV! – Aktiv für Demokratie und Toleranz in der Migrationsgesellschaft) und bildet im Rahmen einer zertifizierten Schulung rund 100 Multiplikator*innen in Deutschland und Europa als Botschafter*innen für Demokratie und Toleranz aus und unterstützt den Aufbau von Netzwerken vor Ort (vgl. Homepage der AABF 2020). Zu den wichtigsten Errungenschaften der AABF gehören z.B. die Staatsverträge in Hamburg, Bremen und Niedersachen zur Durchführung alevitischen Religionsunterrichts, die Lehre alevitischer Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten sowie an der Universität Hamburg und der Sitz in der NRW-Medienkommission. Die AABF verfolgt das Ziel als Körperschaft des öffentlichen Rechts – zunächst auf Landesebene – anerkannt zu werden. Mit diesem Status gewährt der Staat besondere Rechte. […] Darüber hinaus hat der Gesetzgeber mit dem Körperschaftsstatus für Religionsgemeinschaften eine Reihe von Einzelbegünstigungen verbunden (sog. „Privilegienbündel“) (vgl. Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat). Die Anforderungen an die freie Wohlfahrt im Hinblick auf religions- und kultursensible Wohlfahrtspflege haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. So wächst die Nachfrage nach kultursensiblen Leistungen und es ist verstärkt zu beobachten, dass die Gemeinden selbst sich im Bereich der Unterstützung der sozialen Teilhabe engagieren bzw. das bereits vorhandene Engagement rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Viele Gemeinden organisieren seit Jahren neben kulturellen und religiösen Aktivitäten auch soziale Dienstleistungen und wirken am System der Freien Wohlfahrtspflege mit – häufig ehrenamtlich bzw. semiprofessionell – zunehmend aber auch professionell etwa als anerkannter Träger der Jugendhilfe. Um die Gemeinden zukünftig wirksamer bei der Erbringung von religions- und kultursensiblen sozialen Dienstleistungen unterstützen zu können, will das Pilotprojekt empirisch fundiertes Wissen über die Potentiale und den Handlungsbedarf in den einzelnen Gemeinden generieren. Das Vorhaben steht damit in einem inhaltlich-thematisch engen Bezug zum Schwerpunkt religions- und kultursensible Wohlfahrtspflege, welches die DIK in Phase III von (2014-2017) intensiv verfolgte. Angesichts wachsender Anforderungen durch die Gesellschaft hat die 3. Deutsche Islamkonferenz das Projekt „Empowerment zur Wohlfahrtspflege mit den Verbänden der Deutschen Islamkonferenz“ initiiert. Hier gehört die AABF zu den projektbeteiligten Verbänden. Das durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Projekt wird vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e.V. fachlich begleitet. Im Vordergrund der Projektförderung stehen Qualifizierungs- und Professionalisierungsmaßnahmen sowie Informationsvermittlung.

Ergebnisbericht zur Studie „Potentiale und Bedarfe in der Wohlfahrtspflege und Sozialen Arbeit in alevitischen Gemeinden in Deutschland”

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