Muslimische und alevitische Gemeinden leisten in Eigenregie wertvolle soziale Arbeit – in Flüchtlingsfragen oder bei der Extremismusprävention. Die Professionalisierung steckt aber noch tief in den Kinderschuhen. Ein Projekt unter der Trägerschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes soll die muslimischen Verbände ZMD, VIKZ und die Alevitischen Gemeinde fitt machen.
Das Potenzial von muslimischer Sozialarbeit wird aus der Sicht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Nordrhein-Westfalen noch immer unterschätzt. „Es wird noch viel zu wenig wahrgenommen, was muslimische Gemeinden in der Flüchtlingsarbeit leisten“, sagte Wilfried Theißen vom Paritätischen in NRW dem Evangelischen Pressedienst. „Dort bieten sich wirklich große Chancen.“ Theißen leitet ein deutschlandweit einzigartiges Modellprojekt, bei dem 17 muslimische und zwei alevitische Gemeinden in Köln und Wuppertal in ihrer Sozialarbeit weitergebildet werden.
Die Gemeinden engagierten sich zudem in der Extremismusprävention. „Die Eltern haben große Sorgen, dass sich ihre Kinder radikalisieren könnten“, sagte Theißen. Die Gemeinden wollten einer Radikalisierung etwa durch mehr Angebote für den Übergang zwischen Schule und Beruf entgegenwirken. Dafür vernetzen sich die Gemeinden mit anderen Organisationen, die bereits Unterstützungen in dem Bereich anbieten. Außerdem strebten manche die Anerkennung als Träger der Jugendhilfe an, um selbst gezielte Angebote machen zu können. Doch das sei ein langer Prozess.
ZMD, VIKZ und AABF in der Qualifizierungsphase
In der Qualifizierungs-Phase des Projekts sollen die Gemeinden in ihrer Vereins- und Organisationskultur fitgemacht werden. Denn nach Theißens Einschätzung müssen häufig die Abläufe und Strukturen professionalisiert werden, um an das System der Wohlfahrtspflege anschließen und damit Fördergelder beantragen zu können. „Zurzeit haben wir fast ausschließlich ehrenamtliche Strukturen und wie in anderen Vereinen auch bedeutet das, dass Ehrenamtliche an ihre Grenzen stoßen“, sagte der 61-Jährige.
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