PRESSEMITTEILUNG

27 Jahre nach dem Massaker in Sivas kämpfen Opfer und Hinterbliebene immer noch um Gerechtigkeit!

Am 2. Juli 1993 werden Besucher des Kulturfestivals, das zu Ehren des Alevitischen Volksdichters Pir Sultan Abdal veranstaltet wurde, Opfer eines Massakers. Eine religiös und nationalistisch aufgewiegelte Menge hatte das Hotel Madımak in Sivas in Brand gesetzt. Die Menschen im Hotel konnten sich nicht aus dem brennenden Gebäude retten, weil der wütende Mob ihnen den Weg versperrte. Obwohl Polizei, Militär und Feuerwehr alarmiert waren, griffen sie erst Stunden später ein. Die Ereignisse wurden über Stunden live im Staatsfernsehen übertragen. 33 Menschen werden getötet. Dichter, Denker, Volkssänger, Semah-Tänzer kommen in dem Feuer im Madımak Hotel in Sivas ums Leben. Das jüngste Opfer ist 12 Jahre alt.

Bis heute warten die Opfer und Hinterbliebenen des Sivas-Pogroms auf Gerechtigkeit. Bis heute wurde das Geschehen in Sivas nicht aufgearbeitet. Nur wenige Täter wurden strafrechtlich verfolgt, viele von ihnen sind ins Ausland geflüchtet und leben unbehelligt z.B. in Deutschland. Die Strafverfahren werden verzögert und für verjährt erklärt.

Bis heutige gibt es keine Gedenk- und Erinnerungskultur, die die Leiden der Betroffenen und Hinterbliebenen anerkennt und die Geschehnisse aufarbeitet.

Der türkische Präsident Erdogan das Pogrom in Sivas nie verurteilt. Er hat die Verjährung in einem der Strafverfahren gegen Täter des Sivas-Pogroms als ein freudiges Ereignis für das Volk bezeichnet. Mit der Begnadigung von einem der Haupttäter des Massakers Anfang dieses Jahreshat er sich erneut gegen die Menschlichkeit und Gerechtigkeit positioniert!

Taten gegen die Menschlichkeit können nicht verjähren!

Täter von Taten gegen die Menschlichkeit können nicht begnadigt werden!

Als Alevitische Gemeinde Deutschland gedenken wir den Opfern des Sivas-Pogroms und fordern die Etablierung einer Gedenk- und Erinnerungskultur, die nationalistische und religiös-fanatische Gewalttaten aufarbeitet. Die Leiden der Opfer der unzähligen Pogrome und Ausschreitungen gegen religiöse und ethnische Minderheiten in der Türkei müssen endlich anerkannt werden! Orte wie das Madımak-Hotel in Sivas müssen zu nationalen Gedenkstätten umgewandelt werden! Die Täter müssen konsequent verfolgt und verurteilt werden! Alles andere bedeutet, diese Taten gutzuheißen und zu billigen.

Wir verurteilen alle Taten gegen die Menschlichkeit auf der gesamten Welt.

Wir setzen uns weiterhin ungebremst für das friedliche Miteinander aller Menschen ein. Wir ignorieren nicht.
Wir schweigen nicht.

Wir zeigen an!

Alevitische Gemeinde Deutschland e.V.

Für weitere Informationen:
E-Mail: info@aabf.de

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