1. Juli 1993 – Ein schwarzer Tag im Kalender der Menschheit!

Eine religiös fanatisch und nationalistisch aufgebrachte Menschenmenge (geschätzt bis zu 20.000) umzingelte das Madımak Hotel in der Provinzstadt Sivas. Es wurden Brandsätze gegen das Hotel geworfen, in dem sich Besucher des Kulturfestivals befanden, das zu Ehren des alevitischen Volksdichters Pir Sultan Abdal veranstaltet wurde.

Die Menschen im Hotel konnten sich nicht aus dem brennenden Gebäude retten, weil ihnen der Weg versperrt wurde. Obwohl die Polizei, das Militär und die Feuerwehr alarmiert wurden, griffen diese erst Stunden später ein. Die Ereignisse wurden über Stunden live im Staatsfernsehen übertragen.

33 Menschen, darunter Dichter, Denker, Volkssänger, Semah-Gruppen kamen in dem Feuer im Madımak Hotel in Sivas ums Leben. Unter den Opfern war auch die 22-jährige Anthropologie-Studentin Carina Cuanna aus Niederlande, die sich zu der Zeit in der Türkei befand, um an ihrer Arbeit, einer vergleichenden Studie über die gesellschaftliche Stellung der türkischen Frau, zu schreiben. Koray Kaya, das jüngste Opfer, war erst 12 Jahre alt.

Bis Ende 2010 wurde das ehemalige Madımak Hotel als Restaurant betrieben. Bis heute fordern Alevitische Verbände, dass in dem Gebäude eine Gedenkstätte und ein „Friedens-Museum“ zu Ehren der Verstorbenen eingerichtet werden.

Taten gegen die Menschlichkeit müssen verurteilt werden!

Am Dienstag ging in der Stadt Brandenburg an der Havel das Verfahren gegen den ältesten Angeklagten zu Ende, der sich je vor einem deutschen Gericht wegen Verstrickungen in die Nazi-Verbrechen verantworten musste. Das Landgericht Neuruppin, das am Wohnort des Beschuldigten tagte, verurteilte den 101-jährigen Josef S. zu fünf Jahren Haft.

Die von der AKP dominierte türkische Justiz hingegen erklärte 2012, dass Sivas Massaker für verjährt.  Im Jahr 2020 wurde einer der Täter vom Präsidenten Erdogan im Rahmen einer Amnestie begnadigt. Eine geringe Anzahl an Tätern wurde strafrechtlich verfolgt, viele leben derzeit im Ausland z.B. in Deutschland.

Trotz der von internationalen Menschenrechtsorganisationen wie auch dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gleichermaßen verurteilten Staatspolitik der Türkei gegenüber religiösen und ethnischen Gemeinschaften hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert.

Als Alevitische Gemeinde Deutschland verurteilen wir alle Taten gegen die Menschlichkeit!

Gemeinsam mit den Hinterbliebenen der Opfer des Massakers fordern wir die Verurteilung der Täter!

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Mittäter, die sich in Deutschland auf freiem Fuß bewegen, ihre gerechte Strafe erhalten!

Wir fordern jetzt und heute Gerechtigkeit für die Opfer und Hinterbliebenen!

Wir vergessen nicht. Wir schweigen nicht!

 

Alevitische Gemeinde Deutschland K.d.ö.R

Für Rückfragen und weitere Informationen: info@aabf.de