Was wollten wir mit dem Projekt erreichen?

Das Projekt beschäftigte sich mit den verschiedensten Themen und Positionen der Gesellschaft, bot diesen einen sicheren Diskursraum und stellte für normativ gehaltene Werte zur Disposition. Bei der Analyse der gesellschaftlichen Diskurse spielten neben Verortungen und Positionierungen die Selbst- und Fremdwahrnehmungen der Akteur:innen eine wichtige Rolle.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Vom Streit der Kulturen zur Streitkultur – gemeinsam für eine demokratische Gesellschaft der Vielfalt streiten“ wurden kontroverse Debatten, divergierende Meinungen und Haltungen inklusive diskriminierender und gewalttätiger Formen der Auseinandersetzung nicht nur benannt und thematisiert, sondern auch in einem konstruktiven Diskurs des Miteinander-Redens und des Streitens Handlungs- und Konfliktlösungsstrategien erörtert, die für ein Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft der Vielfalt unabdingbar sind. Der Vielfaltsbegriff soll hier einen Gegenentwurf zum eindimensionalen Kulturimplikation darstellen. Er ist zugleich anspruchsvoll und herausfordernd, weil eine „Gesellschaft der Vielfalt“ nicht das Nebeneinander, sondern das Miteinander meint. Debatten um verbindende Werte lassen sich in einer demokratischen Gesellschaft nicht politisch verordnen, sie müssen im gemeinsamen Diskurs zivilgesellschaftlicher Akteur:innen erstritten werden. Die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF) konnte durch das Projekt einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten und mit dem Rahmenprogramm und den flankierenden Workshops in der Vor-Corona-Phase Kontroversen, Konflikte, aber auch diskriminierende, rassistische und gewalttätige Auseinandersetzungsformen diskutieren und sichtbar machen sowie Handlungs- und Lösungsstrategien aufzeigen. Entlang der drei thematischen Blöcke „Diskriminierung, Rassismus und Gewalt“, „Konflikte und Konfliktmanagement“ und „Weltethos – interethischer Polylog der Religionen“ wurden divergierende Weltanschauungen, Glaubenssysteme, Geschlechterorientierungen und Haltungen zu Geschlechterverhältnissen in einem interkulturellen Diskurs zum Thema diskutiert. Dahinter stand die Intention, dass in gemeinschaftlichen Gesprächen eine Debatte um verbindende Werte einer demokratischen Gesellschaft der Vielfalt zu ermöglichen.

Zusammen mit den 50 Gemeinden der AABF in NRW wurden die Impulsreferate der Veranstaltungsreihe im Rahmen von Workshops landesweit verbreitet. Eingeladen waren örtliche Migrantenselbstorganisationen, die kommunalen Integrationsbüros sowie weitere Regeleinrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen. Mithilfe des didaktischen Formats von regionalen Workshops (je Vortrag vier) sollten die Themen stärker interaktiv und individualisierter diskutiert werden. Durch die Mitwirkung regionaler Ansprechpartner:innen (themenadäquate Regeleinrichtungen und zivilgesellschaftliche Akteur:innen) konnten wohnortnahe weitere Unterstützungs- und Informationsangebote unterbreitet werden. Die Vorträge wurden aufgezeichnet und auf der Projekt-Website zur Verfügung gestellt. 20

Ab März 2020 musste sich das Projekt an die globale Ausbreitung der Pandemie anpassen und neue Formate generieren. Die adäquate Umsetzung virtueller Vortrags- und Diskussionplattformen konnte dadurch bestens in die Arbeit der Alevitischen Gemeinde Deutschland integriert werden. In der Folge wurde Partizipation nicht mehr nur regional, sondern auch bundes-, bisweilen sogar europaweit ermöglicht.

Mit dieser Dokumentation möchten wir die Gelegenheit nutzen, eine alternative Partizipationsmöglichkeit zu bieten, die das Ausnahmejahr 2020 mit einer Handreichung wissenschaftlicher und essayistischer Ausarbeitungen der Vorträge ergänzt und damit einen Diskurs zur offenen Auseinandersetzung mit sozialen, gesellschaftlichen, politischen, soziologischen wie auch religiösen Themen im Wir-Land Deutschland anstößt.

Barış Şahin
Projektleiter

Das Projekt wurde im Rahmen der Initiative des Delil Bildungswerkes der Alevitischen Gemeinde Deutschland (K.d.ö.R) durchgeführt.